Dezember 2023
«Volksblatt-Aus» ist das Wort des Jahres 2023
Aus über 550 Vorschlägen wählte die Jury «Volksblatt-Aus» zum Wort des Jahres 2023 in Liechtenstein. Der Satz des Jahres lautet «Das Erzbistum bleibt». Aufgrund eines 5-Franken-Zustupfs zu den Krankenkassenprämien wurde die 5 zur Zahl des Jahres gewählt. Die Wahl erfolgte unter der Federführung des Internationalen Liechtensteiner Presseclubs (LPC) und des Vereins Wort des Jahres.
Volksblatt-Aus bewegt die Gemüter
Das Ende der ältesten Tageszeitung Liechtensteins ist ein historisches Ereignis. Die Ankündigung vom 7. Februar 2023, dass das Liechtensteiner Volksblatt nach knapp 145 Jahren im März 2023 eingestellt wird, hat hohe Wellen geschlagen. Die Variante, von Print auf Digital umzusteigen, war vom Volksblatt im Vorfeld geprüft, aber verworfen worden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich seit geraumer Zeit zu Ungunsten der Zeitung entwickelt, hiess es in einer Mitteilung des Verlags. Dass in Liechtenstein mit seinen 40’000 Einwohnern zwei Tageszeitungen erscheinen, hat im Ausland immer wieder für Erstaunen gesorgt. Eine «schwarze» und eine «rote» Tageszeitung gehören der Vergangenheit an. Jetzt fehlt die Konkurrenz, der tägliche Vergleich. Die Medienwelt befindet sich im Umbruch. Kaum ein Stein bleibt auf dem andern. Auch in Liechtenstein nicht.
Satz des Jahres: «Das Erzbistum bleibt»
Am 7. August 2023 bricht Rom sein Schweigen. Der vatikanische Aussenminister verkündet in Vaduz: Das Erzbistum bleibt. Paul Richard Gallagher stellte bei seinem Vortrag im Vaduzer Rathaussaal einen «guten Oberhirten» fürs Land in Aussicht. Dass sich die Frage der Kontinuität überhaupt stellte, hatte damit zu tun, dass das Erzbistum Vaduz 1997 eigentlich nur für Wolfgang Haas errichtet worden war. In Chur war Haas als Bischof nicht mehr tragbar. Um den Streit um seine Person zu beenden, entschied der Papst, Liechtenstein vom Bistum Chur zu trennen und zu einem eigenen Bistum zu erheben. Haas wurde dessen erster Erzbischof. Zwischenzeitlich hat Papst Franziskus am 20. September 2023 das Rücktrittsgesuch von Wolfgang Haas angenommen, aber noch keinen neuen Erzbischof ernannt. Er setzte stattdessen einen Apostolischen Administrator ein, der in der Übergangszeit die Geschicke des Erzbistums leitet. Seine Wahl fiel auf den Feldkircher Bischof Benno Elbs.
Zahl des Jahres: 5 für das 5-Franken-Pflästerli
Jedes Jahr zahlt das Land Liechtenstein Millionen in die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) - und jedes Jahr feilschen die Abgeordneten im Landtag wie auf einem Marktplatz um die Höhe dieses Staatsbeitrags. Im Mai 2023 beschloss der Landtag, den Beitrag des Landes an die OKP im Jahr 2024 um zwei Millionen Franken zu erhöhen. Die Auswirkungen auf die Höhe der Krankenkassenprämien sind gering. Eine Faustregel besagt, dass jede zusätzliche Million pro Krankenversicherten eine monatliche Prämienreduktion von 2.50 Franken bedeutet. Die zwei Millionen sind also ein 5-Franken-Pflästerli. Trotzdem kam es im Oktober 2023 zum Prämienschock mit einer durchschnittlichen Erhöhung der Krankenkassenprämien um 6,7 Prozent. Hauptgrund dafür sind die stark gestiegenen Gesundheitskosten im Vorjahr.
So lief das Auswahlverfahren ab:
Nachdem im letzten Jahr mehr als die Hälfte der favorisierten Wörter mit der Energiekrise zu tun hatten, war das Themenfeld in diesem Jahr bunt gemischt. Die meisten Wortvorschläge kamen aus den Bereichen Casino, Verbotskultur, Erzbistum, Mühle Vaduz, Radio, Volksblatt, Krankenkasse, Kriege und Krisen. In der ersten Juryrunde werden 20 Wörter priorisiert und jeweils begründet. In der zweiten Runde wird das Siegerwort anhand von Jurypunkten ermittelt. Beim Schlagabtausch geht es hoch her. Die Jury 2023 besteht aus Cécile Bachmann (Public Affairs Expertin), Doris Büchel (Edition Onepage), Carmen Dahl (Präsidentin LPC), Magdalena Hilbe (Leiterin IKR), Günther Meier (Vorstand LPC) und Jurypräsident Daniel Quaderer.
Wort-Wahl 2023 in Liechtenstein
Deutschsprachige Wörter des Jahres 2023
Medienecho
Montag, 18. Dezember 2023, 19.00 Uhr
Gasthof Löwen, Vaduz
«Vadoznerisch»
Buchpräsentation von Markus Meier mit anschliessendem Weihnachtsapéro
Der Vaduzer Autor Markus Meier brachte die interessierten LPC-Mitglieder mit der Lesung aus seinem rund 150 Seiten starken Buch «Vadoznerisch», welches die Gemeinde Vaduz Anfang Dezember 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt hat, zum Schmunzeln.
Der Sprachbegleiter mit Dialekt-Wörterbuch fasst die Vaduzer Mundart zusammen wie sie im 20. Jahrhundert gesprochen wurde. Die Publikation setzt sich angesichts der zunehmenden Vermischung der Mundarten und angesichts der Einflüsse anderer Sprachen zum Ziel, die traditionelle Sprache für die Nachwelt zu erhalten. «Vadoznerisch» umfasst verschiedene Kapitel, etwa Alltag, Redewendungen und Reime oder auch was überhaupt nicht geht. Illustriert wurde die Publikation von Jürgen Schremser. Das Buch ist im Bücherwurm (Städte, Vaduz) oder auf der Gemeinde Vaduz käuflich erhältlich (CHF 25.00)
Mittwoch, 15. November 2023, 19.00 Uhr, Gasthof Löwen, Vaduz
«Radio Liechtenstein: ja, aber wie?»
Podiumsdiskussion mit Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni, Christian Marold (Radio L), Daniel Bargetze (Medienhaus), Thomas Rehak (DpL) und Jürg Bachmann (Präsident des Verbands Schweizer Privatradios); Moderation: Carmen Dahl
Im November-Landtag stimmte die überwiegende Mehrheit der Abgeordneten einer Erhöhung des Landesbeitrags an Radio Liechtenstein zu. Die finanzielle Zukunft des Senders ist somit vorerst gesichert. Doch wie soll die zukünftige Ausrichtung aussehen?
«Mission Impossible»
Die politische Ausgangslage ist mehr als komplex: Bereits im September lehnte der Landtag die Privatisierung des Radios ab, forderte ganz klar mehr Qualität und sprach sich gegen den Digitalausbau aus. Die DpL will zwar ein Radio in Liechtenstein, aber kein staatliches. Thomas Rehak stellte ein Referendum für 2024 in Aussicht, wenn die Regierung keinen Vorschlag unterbreitet, der den DpL-Vorstellungen entgegenkommt. Gleichzeitig versicherte er, dass die Partei «nicht prinzipiell gegen ein Radio» sei. Daniel Bargetze bezeichnete die aktuelle Lage treffend als «Mission Impossible» für Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni, die in der Weiterführung des Radios als staatlich finanzierter öffentlicher Rundfunk mit einem digitalen Angebot immer noch die einzig sinnvolle Lösung sieht.
Inhaltliche Neuausrichtung herausfordernd
Christian Marold sieht nach dem positiven Entscheid des Landtags endlich «Licht am Ende des Tunnels» und spricht von einer «spürbaren Erleichterung» im Team von Radio L. Nun will er für mehr Ruhe sorgen und Massnahmen zur zukünftigen inhaltlichen Ausrichtung und Qualitätssteigerung erarbeiten. Im Bereich Musik habe Radio L schon eine Nische gefunden und besetzt, die beim Publikum gut ankommt. Inhaltlich sei es jedoch nicht so einfach, das ganze Land sowie die unterschiedlichen Bedürfnisse von Jung und Alt, an sieben Tagen pro Woche mit nur einem einzigen Programm abdecken zu können, erläuterte er. Öffentlich-rechtlichen Sendern in den deutschsprachigen Nachbarländern stünden für unterschiedliche Publikumsgruppen verschiedene Programme zur Verfügung, für die sie die Inhalte zielgruppenadäquat anpassen und mehrfach nutzen können. Diese Möglichkeit hat Radio Liechtenstein nicht, das wäre schlichtweg zu teuer.
Sorge tragen für Radio L
«Das Land Liechtenstein tut gut daran, für sein Radio Sorge zu tragen und ihm eine Zukunft zu sichern,» mahnte Jürg Bachmann. «Es ist besser, dieses bestehende Radio zu erhalten, als etwas Neues aufbauen zu müssen.» Darüber herrschte Einigkeit unter den Podiumsgästen, das «Wie» konnte man jedoch noch nicht beantworten.
Das zuständige Ministerium ist nun gefordert, ein Konzept für die zukünftige Ausrichtung des Liechtensteiner Rundfunks im Kontext mit der gesamten Medienförderung vorzulegen und auszuarbeiten, welche Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen, damit Radio Liechtenstein in Zukunft erfolgreich sein kann. Wohin die Reise konkret geht, wird sich wohl erst weisen, wenn dieser Masterplan vorliegt.
«Beim Reden kommen die Leute zusammen»
Nach der Podiumsdiskussion wurde beim gemeinsamen Apéro angeregt und intensiv weiterdiskutiert. Auch wenn die Diskussion selbst nicht die ersehnte Lösung bringen konnte, so ergab der wertvolle informelle Austausch zwischen Politik und Medienfachleuten hoffentlich neue Erkenntnisse und brachte somit vielleicht einen Stein für neue Entwicklungen ins Rollen. Denn «nur beim Reden kommen die Leute zusammen», ist LPC-Präsidentin Carmen Dahl überzeugt.
Fotos © Silvia Abderhalden, Sven Beham
Medienecho
Die gesamte Diskussion kann in der Sendung «Forum» auf 1FLTV unter nachstehendem Link (Button) nachgesehen werden.
Link zum Nachbericht und Interview mit Jürg Bachmann auf Radio Liechtenstein
Link zum Nachbericht auf Lie:Zeit online
Montag, 30. Oktober 2023, 12.00 Uhr, Kommod, Ruggell
Einladung der Stiftung Zukunft Liechtenstein
Vorstellung aktueller Publikationen und Forschungsthemen 2023
Bereits zum 7. Mal war der LPC bei der Stiftung Zukunft Liechtenstein in Ruggell zu Gast. Geschäftsführer Thomas Lorenz, Stiftungsratspräsident Peter Eisenhut und Projektleiterin Doris Quaderer stellten uns zwei aktuelle Publikationen im Detail vor.
Die aktuelle Publikation «Weltwirtschaft: Wie weiter mit der Globalisierung? Folgen für Liechtenstein?» beschäftigt sich mit den Auswirkungen der seit 2008 stattfindenden weltwirtschaftspolitischen Umbrüche und den Handlungsmöglichkeiten für Politik und Unternehmen für Liechtenstein als exportorientiertem Kleinstaat. Peter Eisenhut diskutierte mit den interessierten Gästen des LPC die dadurch erstandenen systemischen Herausforderungen, die Effekte auf die Rolle des Staates und gab Empfehlungen ab.
Doris Quaderer präsentierte die Publikation «Bevölkerungsschutz: Was bedroht, wer schützt?» Zunächst führte sie aus, was unser Land bedroht und erläuterte die vor allem durch den Klimawandel steigenden Bedrohungspotenziale, wie beispielsweise unser gefährdeter Schutzwald oder die steigende Gefahr von Waldbränden. Ebenfalls zeigte sie die Risiken einer Strommangellage auf. Ein grossflächiger Stromausfall würde die gesamte Wirtschaft über mehrere Tage bis Wochen ausschalten und die soziale Ordnung signifikant belasten. Angesichts dieser steigender Risiken empfiehlt die Studie, besser Vorsorge zu treffen und die bestehenden Hilfsdienste in Liechtenstein mit einem freiwilligen Bevölkerungsschutz zu stärken. Deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger sollten sich auf freiwilliger Basis für den Bevölkerungsschutz ausbilden lassen, um im Ernstfall eigenständig und unabhängig von Hilfsorganisationen aus dem benachbarten Ausland handeln zu können.
Im Anschluss lud uns die Stiftung Zukunft.li zum gemütlichen Austausch im Rahmen eines Mittagessens ein. Der LPC dankt und freut sich schon auf den Austausch im kommenden Jahr!
Donnerstag, 31. August 2023, 19.00 Uhr, Gasthof Löwen Vaduz
«Was bringt die neue Medienförderung?»
Podiumsdiskussion mit Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni, dem Präsidenten des Verlegerverbands Schweizer Medien, Andrea Masüger, sowie Johannes Kaiser, Gregor Meier, Patrik Schädler und Sandra Woldt als Medienvertreter:innen
Seit der Einführung des geltenden Medienförderungsgesetzes im Jahr 2006 hat sich die Medienlandschaft erheblich verändert. Insbesondere die Einstellung der Tageszeitung «Liechtensteiner Volksblatt» erforderte nun eine Anpassung der Medienförderung an die neuen Gegebenheiten zum Erhalt der Medienvielfalt. In ihrem im Juli vorgelegten Vernehmlassungs-bericht hält die Regierung grundsätzlich am System der direkten und indirekten Medienförderung fest. Jedoch soll der Sockelbeitrag erhöht werden, um kleinere Medien stärker zu unterstützen. Neu soll auch die Entwicklung neuer digitaler Medienangebote gefördert sowie eine Anschubfinanzierung für neue Marktteilnehmer ermöglicht werden.
Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni erläuterte das umfangreiche Massnahmenpaket, welches die Medienvielfalt, den Meinungspluralismus sowie die freie Meinungsbildung in Liechtenstein erhalten und stärken soll. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion stellte sie sich den Fragen der Liechtensteiner Medienvertreter. Zudem brachte der Präsident des Verlegerverband Schweizer Medien und frühere Chefredaktor der Südostschweiz sowie CEO von Somedia, Andrea Masüger, seine fundierten Erfahrungen mit aufs Podium. Als Vertreter von rund 100 Medienunternehmen setzt er sich in der Schweiz für die Gestaltung eines neues Förderpaketes ein. Er selbst sieht sich als Brückenbauer und Vermittler zwischen Politik und Medien.
Fotos © Silvia Abderhalden
Medienecho
Die gesamte Diskussion kann in der Sendung «Forum» auf 1FLTV unter nachstehendem Link (Button) nachgesehen werden.
Mittwoch, 16. August 2023, Lindaplatz Schaan
«Ich, die Zukunft» Begehung der interaktiven Ausstellung im Turm
Gemeinsame Veranstaltung des LPC mit der Medienakademie
«Ich, die Zukunft» ist die offene Dialogplattform im Turm für ein nachhaltiges und zukunftspositives Liechtenstein. Nach einer Einführung in das Konzept und die Idee der Plattform im Perspektivenraum führte Martin J. Matt, LPC-Mitglied und im Vorstand des Vereins «Ich, die Zukunft», die interessierten LPC-Mitglieder und die Teilnehmenden der Medienakademie durch die interaktive Ausstellung auf den Turm. Dabei wurde den Besucherinnen und Besucher Ideen zur biologischen Vielfalt, zu Gesellschaft und Generationen, Wirtschaft und Wachstum sowie Regionalität, Ernährung und Landwirtschaft nähergebracht. Ebenfalls lernten sie die 17 SDG-Ziele der Vereinten Nationen kennen und erfuhren gleichzeitig, wie Liechtenstein diese Nachhaltigkeitsziele umsetzt.
Im Anschluss bestand die Gelegenheit für Networking im HUS.work im Rahmen eines Apéros mit regionalen und selbst gemachten Spezialitäten.
Fotos © Silvia Abderhalden
Montag, 14. August 2023, Gasthof Löwen
«Von Twitter bis LinkedIn: Müssen Journalistinnen und Journalisten in den Sozialen Medien präsent sein?»
Podiumsdiskussion der Medienakademie mit Claudia Schanza, Annemarie Kramser und Marco Ackermann
Sind Soziale Medien wichtige Recherchequelle oder bloss Zeitfresser? Müssen Medienschaffende heutzutage dort vertreten sein, um sich selbst zu präsentieren und ihr Profil zu schärfen, an Geschichten zu kommen oder am Puls der Zeit zu sein, wenn bestimmte Themen in der Gesellschaft polarisieren?
Diese und andere Fragen beantwortete die Kommunikationsleiterin der österreichischen Vinzenz Gruppe, Annemarie Kramser, in ihrem spannenden Vortrag den knapp 50 interessierten Gästen. Anhand aktueller Beispiele zeigte sie auf, wie Journalistinnen und Journalisten, aber auch PR-Abteilungen, die Sozialen Medien heutzutage nutzen.
Unter der Leitung der Lehrgangsleiterin der Medienakademie an der Universität Liechtenstein, Claudia Schanza, fand eine angeregte Podiumsdiskussion mit dem NZZ-Journalisten und LPC-Mitglied Marco Ackermann und den Teilnehmenden der Medienakademie sowie dem Publikum statt. Für seine Sportreportagen setzt er die Sozialen Medien nicht nur zur Recherche ein, sondern auch gezielt zur Verbreitung seiner Artikel im Netz. Sein Fazit: «das Wichtigste sind auch in den Sozialen Medien eine pfiffige Idee und ein guter Text, der zum Lesen animiert».
Im Anschluss wurde bei einem gemeinsamen Abendessen weiter angeregt diskutiert. Neben den aktuellen Studierenden der Medienakademie nahmen am diesjährigen Anlass auch fünf Alumni und Alumnae früherer Jahrgänge teil, die über ihre Erfahrungen erzählten.
Mit freundlicher Unterstützung der Firma MBPI.
Fotos © Silvia Abderhalden
Medienecho
Donnerstag, 15. Juni 2023, Gasthof Löwen
«Medien-‚Monopol‘, eine Gefahr für die Demokratie?»
Podiumsdiskussion mit Christian Frommelt, Norbert Jansen, Patrik Schädler und Carmen Dahl
Ist Medienvielfalt in Liechtenstein Utopie? Dieser Frage der LPC-Präsidentin, Carmen Dahl, stellten sich der Publizistische Leiter der Liechtensteiner Medienhaus AG, Patrik Schädler, der Direktor des Liechtenstein-Instituts, Christian Frommelt, sowie der Kommunikationsexperte und Autor, Norbert Jansen.
Seit der Einstellung des Liechtensteiner Volksblatts Anfang März 2023 ist das Vaterland die einzige verbleibende Tageszeitung. Für das Vaduzer Medienhaus bedeutet dies, dass der Wettbewerb zwischen den Zeitungen und den Redaktionen verlorengegangen ist. Diesen Wegfall des ehemaligen «Sparringspartners», nicht nur auf politischer, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene, bedauerte Patrik Schädler in der Diskussion sehr. Dennoch waren sich alle drei Referenten einig, dass man nicht von einem «Monopol» sprechen könne, denn in Liechtenstein existierten zahlreiche weitere Medien. Man müsse jedoch die Frage stellen, ob sie ein genügend starkes journalistisches Gegengewicht zum Vaterland darstellen. Ein Gast aus dem Publikum äusserte besorgt, dass diese unfreiwillig erhaltene Aufgabe einer unparteiischen Berichterstattung es dem einzigen Printmedium verunmögliche, die Verantwortung als «Vierte Gewalt im Staat» wahrzunehmen. Hier sahen die Experten auf dem Podium vor allem beim Radio Potenzial, mit entsprechend ausgewogenen und spannenden Diskussionsrunden entgegenzuwirken. Sie stimmten überein, dass sich die Auswirkungen vor allem im kommenden Wahlkampf zeigen würden.
Umdenken ist nötig: Qualität kostet Geld
Grosse Chancen lägen darin, das Potenzial der anderen Medien besser auszuschöpfen, – denn kritische Berichterstattung sei förderungswürdig. Dazu müsse aber auch von staatlicher Seite ein Umdenken stattfinden. Denn gerade in der Politik wird zu viel nur über das in die Medien zu investierende Geld diskutiert, nicht aber über deren Qualität. Qualität aufzubauen und zu erhalten, ist jedoch mit Kosten verbunden. Die Experten waren sich einig, dass auch die Medienförderung daher zukünftig mit oberster Priorität an der Qualität der Medien ausgerichtet werden müsse.
Gute Journalisten wachsen nicht auf den Bäumen
Die ständige kritische öffentliche Diskussion über unsere Medien erachteten die Podiumsgäste ebenfalls als nicht förderlich, da sich dies negativ auf das Vertrauen in die Medien auswirke. Ausserdem sei so schon schwierig, Menschen zu motivieren, einen Beruf im Journalismus zu ergreifen. Denn das sei ein weiteres grosses Problem: gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten zu finden, die ihren Job auch mit der erforderlichen Leidenschaft ausüben können und wollen. Gerade für junge Menschen sind die Arbeitsbedingungen im Journalismus nicht attraktiv: unterdurchschnittliche Entlohnung, unregelmässige Arbeitszeiten und das verbunden mit der ständigen Gefahr, sich einer öffentlichen Diskussion oder Kritik auszusetzen, wenn man unangenehme Fragen stellt. Dies sei besonders dann sehr schwierig, wenn man im Lande wohnt und auch im Privatleben stets auf die eigene Arbeit angesprochen wird. Jedoch sei eine gewisse lokale Verankerung und das Verständnis für das Land eine grundlegende Voraussetzung, um überhaupt recherchieren und ausgewogen berichten zu können. Dass gute Journalistinnen und Journalisten nicht auf den Bäumen wachsen, bestätigten auch die Gäste aus dem Publikum, das sich mehrheitlich aus aktiven und ehemaligen Journalistinnen und Journalisten zusammensetzte. Im Rahmen des anschliessenden Apéros im Löwengarten wurden die Themen intensiv weiter diskutiert.
Fotos © Silvia Abderhalden
Medienecho
Dienstag, 06. Juni 2023, Universität Liechtenstein
«Wir müssen reicher werden ... an sozialem Kapital»
Anita Blumer im Campus Gespräch
Wie können reiche Länder, wie die Schweiz und Liechtenstein ihre Verantwortung wahrnehmen, wenn es darum geht, die globale Umwelt- und Klimakrise zu bekämpfen? Welche Veränderungen braucht es und welche sind realistisch? Können wir den Kapitalismus überwinden, die Umweltkrise bekämpfen und dennoch einen relativen Wohlstand erhalten? Anita Blumer ist überzeugt, dass es nicht an Lösungen fehlt, sondern am politischen System und den rechtlichen Möglichkeiten, diese Lösungen umzusetzen.
Ist das wirklich so? In Ihrem Referat und der anschliessenden Podiumsdiskussion stellt sie die provokative Frage, ob unser Wirtschaftssystem auch ohne Wachstum auskommt. Denn wir alle können mehr tun, um weniger zu konsumieren. Gesamtheitliche Lösungen sind nötig, denn all unsere Probleme, seien es Armut, Krieg, Klimawandel oder Arbeitskräftemangel, sind Teil des Systems und nicht isoliert lösbar.
Sie fordert einen stärkeren Einbezug der Bürger in die Politik und einen besseren Zusammenhalt der Menschen. Man muss das Narrativ verändern – weg von den Schuldzuweisungen, hin zu einem stärkeren Wir-Gefühl. Hier sind ihrer Meinung nach auch die Medien gefordert, in den konstruktiven Dialog einzusteigen, statt zu moralisieren.
Mittwoch, 29. März 2023, Universität Liechtenstein
«Wir müssen reicher werden ... an Biodiversität»
Bettina Walch im Campus Gespräch
«Biodiversität ist die Grundlage unseres Lebens», zitiert Bettina Walch, Gründerin und Geschäftsführerin der Firma «Plan Biodivers», Forscher aus den verschiedensten Disziplinen von klassischen Naturwissenschaften bis hin zur Volkswirtschaft. Gefiltertes Trinkwasser, ein Drittel unserer Nahrungsmittel, vermehrte Tourismuseinnahmen sind nur einige Beispiele, die uns eine intakte Natur gratis zur Verfügung stellt. Mit der aktuellen Energie-Debatte gerät diese allerdings weiter unter Druck, obwohl bereits heute die Hälfte unserer Lebensräume und ein Drittel unserer Arten bedroht sind. Doch, so Bettina Walch "wir alle sind Teil der Lösung und können bereits mit einfachen Mitteln die natürliche Vielfalt unserer Heimat fördern.". Was wir tun können und wieso sich das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen lohnt, diskutierten Bettina Walch, Flurina Seger (Geschäftsführerin der Stiftung «Lebenswertes Liechtenstein») und Roman Banzer im Campus Gespräch.
«Wir brauchen eine intakte Natur, um mit den Folgen des Klimawandels klarzukommen. Biodiversität ist nicht nice to have – es geht um die Basis unseres Wohlstands». Mit ein Grund, dass Bettina Walch zum Gründungsteam der «IG Netzwerk Biodiversität» in Liechtenstein gehört.
Dienstag, 14. März
«100 Jahre Zollvertrag Schweiz-Liechtenstein»
Doris Frick, Botschafterin, Botschaft des Fürstentums Liechtenstein in Bern
In diesem Jahr wird das 100-Jahr-Jubiläum der Unterzeichnung des schweizerisch-liechtensteinischen Zollvertrags mit diversen Veranstaltungen und Aktivitäten gefeiert. Der Zollvertrag bildet einen wichtigen Startpunkt für die über ein Jahrhundert gewachsene Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und der Schweiz – inzwischen bilden über 110 Abkommen alle Lebensbereiche abdecken.
In ihrem spannenden Referat ging Botschafterin Doris Frick auf die die Geschichte des Zollvertrags ein: wie es dazu kam, welche Hindernisse ihn mehrmals fast zum Scheitern brachten, wie man sie überwand und was die wesentlichen Vorteile für beide Staaten sind. Sie ist überzeugt, dass Liechtenstein aufgrund seiner engen verbundenen Geschichte mit der Schweiz während der letzten 100 Jahre auch weiterhin konstruktive Antworten auf die zukünftigen Fragestellungen finden wird.
Fotos © Silvia Abderhalden